Günter Cassel (1915 – 1990)
Günter Cassel wurde am 15. September 1915 in Minden geboren. Seine Eltern Heinrich und Alwine waren erst vor kurzem aus Basse, unweit von Neustadt am Rübenberge, hierhergezogen. Der Vater arbeitete als technischer Aufsichtsbeamter bei der Bauberufsgenossenschaft. Seit der Geburt Günters wohnte die Familie in ärmlichen Verhältnissen viele Jahre in der Immanuelstraße 28. Die Familie zog aber innerhalb Mindens noch zweimal um. Nach Sohn Günter folgten zwei weitere Kinder. Dies waren die im Juni 1918 geborene Schwester Anita, sowie 1920 der jüngere Bruder Werner. 1922 wurde Günter in der Bürgerschule II, der sogenannten Heideschule, eingeschult. Nach der Volksschule wechselte er 1926 zum Ratsgymnasium, wo schon bald sein eigenbrötlerischer, komplizierter Charakter auffiel. Hier entwickelte er eine Vorliebe für das Altertum. Sein vorwiegendes Interesse galt jedoch der Geschichte, insbesondere der seiner Heimatstadt Minden. Am Ratsgymnasium legte er 1936 sein Abitur ab. Kurz danach, im März 1937 zog die Familie nach Hannover. Dort begann Günter Cassel ein Studium als Diplom-Ingenieur an der Technischen Hochschule. Im August 1939 wurde er zur Wehrmacht einberufen und diente mit Unterbrechungen bis Kriegsende. Trotz der Dienstzeit als Soldat und seiner Beteiligung bei der Deutschen Arbeitsfront (DAF) schloss er sein Ingenieursstudium mit der Fachrichtung Maschinenbau ab. Nach dem Kriegsende zog Cassel nach Basse, wo seine Eltern mittlerweile lebten. Oft hielt er sich in Hannover bei seiner kinderlosen, wohlhabenden Tante Ida Schäfer auf. Für sie übernahm er die Betreuung und wurde als deren Erbe eingesetzt. Von Hannover zog er 1954 aus beruflichen Gründen nach Düsseldorf. War er dort noch als Beamter beschäftigt, arbeitete er nun wohl als Zollinspektor bei der Oberfinanzdirektion oder dem Finanzministerium in Düsseldorf. Neben dem Erbe seiner Tante, darunter zwei Häusern, erwarb er zusätzlich Mietshäuser in Düsseldorf, Wuppertal und Berlin. Durch das Erbe und die Mieteinnahmen war es ihm möglich, sein Geld vorwiegend in Kunst zu investieren. Schon 1971 hatte er eine qualitätvolle Sammlung angelegt, die sich jedoch nach seinem Tod unauffindbar zerstreute. Vorwiegend sammelte er Bilder von Künstlern, welche der sogenannten Düsseldorfer Malerschule angehörten. Ab 1976 hielt sich der unverheiratete Cassel häufiger bei seiner Schwester Anita in Berlin auf. Dies lag nahe, war er doch an Krebs erkrankt. Zwei Jahre vor seinem Tod zog er dann endgültig nach Berlin. In Folge seiner Erkrankung starb Günter Cassel am 13. November 1990 und wurde auf dem Hermsdorfer Friedhof in Berlin/Frohnau bestattet.
Dr. Oliver Glißmann
Literatur:
Oliver Glißmann: Ein streitbarer Charakter und sein besonderes Erbe. Günter Cassel und seine Kunststiftung für die Stadt Minden, in: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins Band 89, 2017, S. 125-144.